Aussprache von Fremd- und Lehnwörtern
Die Ausführungen auf der vorliegenden Seite zur niedersorbischen Aussprache beziehen sich vor allem auf die Aussprache indigener niedersorbischer Wörter. Trotzdem werden in einigen Fällen auch Entlehnungen als Beispiele angeführt. Es handelt sich dabei vor allem um Lehnwörter, die schon vollkommen in das niedersorbische Sprachsystem übernommen geworden sind, z. B. šula oder hendryška. Fremdwörter werden nur als Illustration für Phänomene genutzt, die nicht unkommentiert gelassen werden sollen. Als Beispiel kann die Aussprache der Buchstaben ‹v› und ‹x› dienen. Diese treten im indigenen niedersorbischen Wortschatz nicht auf, trotzdem sind sie in Texten zu finden. In solchen Fällen weist normalerweise eine Anmerkung darauf hin, dass es sich um eine Entlehnung handelt.
Allgemein lässt sich sagen, dass die meisten Entlehnungen im Niedersorbischen aus dem Deutschem kommen bzw. durch das Deutsche vermittelt werden. Das beeinflusst auch die Aussprache, die, besonders am Anfang der Übernahme in das niedersorbische Sprachsystem, in vielerlei Hinsicht der Aussprache im Deutschen gleicht.
Es ist nicht ungewöhnlich, dass sich die Aussprache der selben Buchstabenkombination in Entlehnungen bei verschiedenen Sprechern (teilweise auch bei ein und demselbem Sprecher) unterscheidet. Dies ist unter anderem davon abhängig, in wie weit ein Wort bereits in das Sprachsystem übernommen wurde, und kann sowohl den Akzent (siehe Betonung: mašina // mašina), als auch den Artikulationsort betreffen (vergleiche die Aussprache von ‹s› vor ‹t›: studěrowaś // student).
Es gibt Erscheinungen, die für das Niedersorbische an sich nicht typisch sind, in Entlehnungen aber trotzdem regelmäßig vorkommen. Dies betrifft beispielsweise die Kombination von ‹s› bzw. ‹z› mit ‹ě› oder ‹i› (adresěrowaś, fyziski).
Mehr zu diesem Thema: Kaulfürst 2019, S. 39.
An dieser Stelle sei nochmals darauf hingewiesen, dass zwar Entlehnungen in einigen Fällen (teilweise) den Regeln fremdsprachiger Aussprache folgen, dass diese aber nicht auf das indigene Wortgut übertragen werden können: Wenn man also das ‹s› in studěrowaś auch als [ʃ] aussprechen kann (siehe oben), so bedeutet das nicht, dass dies auch für das ererbte Wort staś möglich ist.