Niedersorbische Rechtschreibung

Es werden die gültigen Regelungen zur niedersorbischen/wendischen Orthografie und Interpunktion zugänglich gemacht. Als Ausgangstext dient die entsprechende Publikation von Manfred Starosta in zweiter Auflage aus dem Jahr 1982. Änderungen, die auf neuen Bestimmungen der Niedersorbischen/Wendischen Sprachkommission basieren, wurden von den Mitarbeitern des Sorbischen Instituts in den Text eingearbeitet. Durch einen Mausklick auf »Änderungen verfolgen« kann man sich die jeweilige Änderungsgeschichte anzeigen lassen. Ausführliche Informationen zur Bearbeitung des Texts finden Sie in den Informationen.

¹ Starosta, Manfred, Niedersorbische Orthographie und Interpunktion. Regeln. (2., bearbeitete Auflage). Domowina-Verlag: Bautzen/Budyšyn, 1982.

2.4.Ausrufezeichen

Das Ausrufezeichen dient zur Kenntlichmachung einer Aussage mit eindeutig forderndem Charakter (eines Ausrufes, eines Befehls, eines dringenden Wunsches). Wo ein Punkt genügt, sollte kein Ausrufezeichen gesetzt werden. Unbegründete Häufung schwächt das Zeichen in seiner Wirkung ab.

323

Das Ausrufezeichen steht nach Befehl, Verbot, Aufforderung und Warnung.

Beispiele:

Glědaj! Pójź! Pśijěź witśe! Kśiwula! Głažk! Póstrow pśijaśelow! Daś mě to pśinjaso! Njegroń to! „Njepikaj nic!“ wón groni.

(In diesen Fällen wird das Ausrufezeichen auch in Überschriften geschrieben.)

324

Das Ausrufezeichen steht nach bestimmten Grußformeln.

Beispiele:

Dobry źeń! Dobru noc! Pśijaśelstwo! Do źěła! Na zasejwiźenje!

325

Das Ausrufezeichen steht nach alleinstehenden Interjektionen.

Beispiele:

Ach! Ow! Aw! Njedra niźer!

Merke:

1. Zwischen sich wiederholenden zusammengehörigen Interjektionen steht nur dann ein Ausrufezeichen, wenn jede einzelne Interjektion mit Nachdruck hervorgehoben werden soll; sonst werden sie durch Komma getrennt.

Beispiele:

„Ně! Ně!“ som zawołał(a).„Ně, ně!“ som zawołał(a).

2. Zwischen der Interjektion und der folgenden Feststellung wird ein Ausrufezeichen gesetzt, wenn die Interjektion besonders hervorgehoben werden soll; sonst steht ein Komma.

Beispiele:

Ow! To bóli.Ow, to bóli!

Ach! Zasej som wšykno zabył.Ach, zasej som wšykno zabył!

326

Das Ausrufezeichen steht nach Ausrufen der Gemütsbewegung.

Beispiele:

Kak rědnje how jo! Kake pśemóžece wugbaśa! Ow, kaka kšasa!

327

Das eingeklammerte Ausrufezeichen innerhalb des Satzes kennzeichnet eine Angabe, die bezweifelt oder besonders hervorgehoben werden soll.

Beispiel:

Wón njejo tśi (!) dny nic pił.

328

Das Ausrufezeichen kann nach der Anrede am Briefanfang stehen.

Beispiele:

Luby wujk! Nejlubša mama! Cesćone bratśi!

(In diesen Fällen muß das folgende Wort des Brieftextes groß geschrieben werden.)

Vgl. 282.

329

Das Ausrufezeichen steht nicht nach abhängigen Aufforderungssätzen, die ohne Nachdruck gesprochen werden und die keine imperative Verbalformen enthalten.

Beispiele:

Daj mě pšosym butru, aby mógł zachopiś skiby mazaś. Pśikažu śi, aby ned tam šeł.

Vgl. 249.

330

Das Ausrufezeichen steht nicht nach Wunsch- oder Befehlssätzen, die ohne Nachdruck gesprochen werden.

Beispiele:

Nalej mě pšosym. Pśecytaj se tu powěsć pšosym.

331

Das Ausrufezeichen steht nicht nach Hinweisen im Text, nach Anmerkungen und nach Fußnoten.

Beispiele:

Glědaj str. 25. Glědaj slědny wótrězk. Pśirownaj z pśedchadneju sadu.